Auf der einstigen Brachfläche rund um das ehemals besetzte Kunsthaus Tacheles in Berlin-Mitte steht ein neues Stadtquartier kurz vor der Fertigstellung. Zu den Architekturbüros, die hier im Rahmen eines Masterplans von Herzog & de Meuron insgesamt zehn neue Wohn- und Gewerbebauten realisiert haben, gehören auch Grüntuch Ernst Architekten. Bei der Finalisierung des von ihnen entworfenen Wohngebäudes waren wir als Oberflächenexpert:innen mit ästhetischem Empfinden und künstlerisch geschultem Auge gefragt.
Die Sichtbetonoberflächen im Innenbereich sollten nämlich in ihrem natürlichen Rohzustand belassen werden, lediglich an den Decken waren offensichtliche Baumängel wie Gussfehler, Kabelschlitze, Bohrungen, Kiesnester, eingegossenes Plastik und Rost zu beseitigen. Gerade weil wir hier also nur an einzelnen Stellen minimal eingegriffen haben, zählt dieses Projekt zu einem unserer anspruchsvollsten und zugleich interessantesten. Denn Sichtbeton so zu bearbeiten, dass er danach eine homogene, monochrome Oberfläche aufweist, ist mit den richtigen Maßnahmen relativ einfach. Um jedoch eine raue, lebendige Betonästhetik zu erzielen, braucht es viel Feingefühl und das richtige Gestaltungskonzept.
Wir führten sehr präzise gesetzte Eingriffe aus, um die Oberfläche partiell betonkosmetisch zu überarbeiten. Wichtig war uns dabei, so behutsam vorzugehen, dass unsere Interventionen im Anschluss nicht mehr zu erahnen sind. Zunächst reinigten wir die Decken maschinell und entfernten dabei Schadstellen und Rost. Da es eben nicht darum ging, den Beton anschließend mit einer harmonisierenden Lasur zu glätten, erfolgte lediglich eine Glanzgradkorrektur. Dazu trugen wir eine komplett transparente Lasur auf, um eine einheitlich seidenmatt glänzende Oberfläche herzustellen.